Allergie¶
Eine Allergie ist eine Reaktion des Immunsystem auf eine Substanz. Das kann buchstäblich alles sein!
Es gibt Allergien gegen alle möglichen Proteine wie zum Beispiel Pollen, Hausstaubmilben oder auch Nahrungsmittel.
Aber auch Zuckermoleküle an Nahrungsmitteln können eine Allergie auslösen, wie das zuletzt etwas bekannter gewordene Alpha-Gal-Syndrom, bei dem vor allem rotes Fleisch und ähnliche Produkte nicht mehr vertragen wird.
Allergien gegen Zellwände oder andere Bestandteile körpereigenen Gewebes nennt man auch Auto-Immunerkrankungen weil das Immunsystem hier den eigenen Körper (auto = selbst) angreift.
Selbst gegen Stoffe wie Wasser oder Sonne kann ein Körper allergische Reaktionen entwickeln.
Was passiert bei einer allergischen Reaktion im Körper?¶
Ein Allergen löst im Körper eine Abwehrreaktion ganz ähnlich zu dem einer Infektion aus. Der Körper versucht den vermeintlichen Fremdkörper unschädlich zu machen, indem er für Fresszellen markiert wird. Um zu erreichen, dass möglichst viele Abwehrzellen den Eindringling erreichen wird die Durchblutung gesteigert und mehr Lymphe in den Bereich transportiert. Das führt dann zu Rötungen, Schwellung, Pusteln aber im Darm eben auch zu Durchfall oder dazu, dass die Darmbarriere durchlässiger wird.
Das Immunystem im ganzen Körper ist also im Alarmmodus.
Wie organisiert das Immunsystem die Abwehr und was bedeutet das für Allergietests?¶
Grundsätzlich markiert das Immunsystem alle möglichen potentiellen Störenfriede im Organismus mit Antikörpern. Diese kann man sich wie winzige "Marker" vorstellen, die den Fresszellen oder anderen Abwehrsystemen sagen, was mit dem an dem sie dran geheftet sind, zu tun ist.
Das bedeutet auch: nicht jeder Antikörper löst gleich eine komplexe Abwehrreaktion aus. IgG-Antikörper signalisieren in den meisten Fällen einfach: "Kennen wir, ist harmlos". Ganz anders dagegen bei den IgE-Antikörpern (der eine Buchstabe macht den Unterschied). Diese vermitteln eine ziemlich direkte Reaktion des Organismus, der dann zu den Symptomen führt.
Die Antikörper¶
Also ein gefundener IgG-Antikörper bedeutet im Wesentlichen: Dieser Organismus kennt den Stoff an den der Antikörper bindet.
Ein gefundener IgE-Antikörper kann bedeuten, dass dieser Organismus eine Abwehrreaktion gegen diesen Stoff auslöst, aber es muss das nicht zwingend bedeuten.
Deswegen wird in der menschlichen Allergologie von der Verwendung von IgG-Tests explizit abgeraten. Und auch IgE-Tests sollten immer begleitet werden von einer Untersuchung der Symptome und einer Beurteilung des Gesamtzusammenhangs.
Welche Allergietests gibt es nun also?¶
Serum- oder Hauttest¶
Beim Tierarzt erfolgt ein Allergietest entweder über das Blut oder es wird - ähnlich wie beim Mensch - ein Hauttest gemacht.
Beim Serumtest wird Blut abgenommen und im Labor gegen die oben genannten Antikörper getestet. Die Laboranbieter selbst sagen aber, dass eigentlich nur eine Ausschlussdiät eine sinnvolle Methode ist um eine Futtermittelallergie zu diagnostizieren. Man kann sich aber die Ergebnisse eines Bluttests zunutze machen, indem man die Ausschlussdiät mit einer Proteinquelle beginnt, die im Test als verträglich heraus kam.
Bei einem Hauttest wird, wie beim Menschen, die Haut etwas angeritzt und die möglichen Allergene eingebracht. Da man dafür einiges an Fell entfernen muss, macht man das bei Hunden und Katzen natürlich nicht gerne. Zudem sind auch hier die Tests auf Umweltallergien wie Pollen oder Hausstaub deutlich zuverlässiger als die für Futtermittel.
Speichelprobe¶
Oft zum Selbsttest angeboten werden Speicheltests. Hier streicht man einen Speichelprobe beim Tier ab und schickt diese in ein Labor. Auch diese Probe wird dann auf die Antikörper untersucht. Allerdings mit der zusätzlichen Unsicherheit einer ungünstigen Probenentnahme. Für eine Diagnose einer Futtermittelallergie ist diese Methode ungeeignet.
Haaranalyse¶
Ähnlich oft wie die Speichelprobe wird auch eine Haaranalyse angeboten. Interessanterweise findet man eigentlich nie eine genaue Beschreibung was da wie genau getestet wird, was mich schon skeptisch stimmt.
Und aus biologischer Sicht ist mir auch völlig unklar, was da getestet werden könnte. Haar besteht im Wesentlichen aus Kreatin. Antikörper oder andere mögliche Hinweise auf Reaktionen des Immunsystems werden dort nicht eingelagert.
Bioresonanzanalyse¶
Ganz wild wird es dann bei der Bioresonanzanalyse. Auch das wird oft angeboten und die Ergebnisse sind oft... sagen wir überraschend. Nicht selten findet man da, dass ein Tier Rind nicht verträgt - aber Kalb. Der einzige Unterschied zwischen diesen beiden Bezeichnungen ist aber das Alter des Tiers. Bis zum Alter von 8 Monaten ist das Fleisch Kalbfleisch - einen Tag später Rindfleisch. Und selbstverständlich ändert sich binnen diesen einen Tages die Struktur des Fleisches nicht.
Zudem ist die Bioresonanzanalyse durch keinerlei Gesetz geschützt. Jeder darf sich ein solches Gerät kaufen und diese anbieten. Ohne irgendeine Ausbildung.
Bisher gibt es keine wissenschaftliche Grundlage, die erklären kann, wie solch eine Bioresonanzanalyse funktionieren könnte.
Bevor man also viel Geld in diese ungewisse Diagnostik steckt, ist es vielleicht ratsamer, eine erprobtere Diagnose zu verwenden.
Allergietagebuch¶
Eine tatsächlich diagnostische Methode um einer Allergie auf die Spur zu kommen ist das Führen eines Allergietagebuchs. Darin trägt man bestenfalls täglich ein, was gefüttert wurde, wo man spazieren war (wegen Kontaktallergien), ob geputzt wurde o.ä., ob besondere Aufregung stattfand und welche Symptome (Haut, Ohren, Augen, Verdauung) aufgetreten sind bzw. wie sich diese verändert haben.
Im Lauf der Zeit findet man dann oft Zusammenhänge und kann diese dann mit einer Ausschlussdiät (falls überhaupt Nahrung das Problem ist) testen.
Ausschlussdiät¶
Das mit Abstand beste Mitte der Wahl um einer Nahrungsmittelallergie auf die Spur zu kommen ist eine Ausschlussdiät.
Da sich fast alle Nahrungsmittelallergien bei Hunden und Katzen auf Proteine beziehen, kann man sich zunächst auf die tierischen Bestandteile der Nahrung konzentrieren. Falls man einen der obigen Allergietests gemacht hat, kann man eine Tierart wählen, gegen die keine Allergie angezeigt wird. Ansonsten nimmt man einfach eine Tierart, die man noch nie gefüttert hat.
Man füttert dann 6-8 Wochen lang nur tierische Produkte von dieser Tierart und achtet streng darauf, dass nicht etwas anderes gefressen wird (Leckerli, Pausenbrote...)
Wenn sich die Symptome dann deutlich bessern, hat man es höchstwahrscheinlich tatsächlich mit einer Nahrungsmittelallergie zu tun. Entweder bleibt man dann einfach bei der unproblematischen Tierart oder man versucht noch weitere negativ getestete oder noch nie benutzte zu ergänzen.
Wenn die Symptome nicht besser werden, kann es theoretisch noch sein, dass eine Allergie gegen Gemüse oder Obst besteht - das ist aber selten! Um das auch noch auszuschließen müsste man dann nochmals 6-8 Wochen nur Gemüse und Obstsorten füttern, die es noch nie gab. Wahrscheinlicher ist in diesem Fall aber, dass einfach keine Nahrungsmittelallergie besteht.
Zusammenfassung¶
Meiner Erfahrung nach liegt in 4 von 5 Fällen gar keine echte Nahrungsmittelallergie vor, sondern es werden irgendwelche Futtermittelzusätze nicht vertragen, die in Industriefutter verwendet werden. Stellt man diese Hunde oder Katzen auf Barf mit der gleichen Proteinquelle um, verschwinden die Symptome meist in den ersten Wochen.
Für die restlichen 20% ist fast immer ein Wechsel der Proteinquelle ausreichend.
Noch viel häufiger sind aber Allergien gegen Hausstaub, Grasmilben oder Pollen. In diesen Fällen wird man die Allergiesymptome nie ganz los werden. Aber natürlich hilft auch hier eine gesunde, artgerechte Ernährung, damit der Organismus bestmöglich damit fertig wird.
Quellen:
https://archiv.dgaki.de/wp-content/uploads/2010/05/Leitlinie_KeineIgG-TestsNahrungsmittel2009.pdf
https://www.dge.de/blog/2021/unserioese-allergiediagnostik/
https://www.anicura.de/leistungen/hund/allergietest-hund/
https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/s-2006-925055.pdf